Säure und Basen
Säure und Basen nach Brønsted
Definition
Teilchen, die bei Reaktionen Protonen ( \( \ce{H+} \)-Ionen) abgeben nennt man Säuren. Säuren sind Protonendonatoren. Teilchen die bei Reaktionen Protonen aufnehmen nennt man Basen. Basen sind Protonenakzeptoren.
Säure - Base - Reaktionen
Eine chemische Reaktionen bei der ein Proton von einer Säure auf eine Base übertragen wird bezeichnet man als Säure-Base-Reaktion oder Protolyse (Protonenübertragungsreaktion)
Korrespondierende Säure-Base-Paare
Eine Säure \( \ce{HA} \) wird in einer Säure-Base-Reaktion zur Base \( \ce{A-} \), die Base \( \ce{B} \) wird dabei zur Säure \( \ce{HB+} \). \( \ce{HA} \)/\( \ce{A-} \) und \( \ce{HB+} \)/\( \ce{B} \) bilden jeweils ein korrespondierendes Säure-Base-Paar.
$$ \ce{HA + B -> HB+ + A-} $$Ampholyte
Ampholyte sind Teilchen, die je nach Reaktionspartner entweder als Brønsted-Säure oder als Brønsted-Base reagieren können.
Autoprotolyse des Wassers
Den Protonenübergang zwischen zwei Wassermolekülen bezeichnet man als Autoprotolyse des Wassers. Es entstehen Oxoniumionen und Hydroxidionen.
Reaktionsgleichung
$$ \ce{H2O + H2O <<=> H3O+ + OH-} $$ $$ K = \frac{ c( \ce{H30+} ) c( \ce{OH-} ) }{ c^2(\ce {H2O})} $$ $$K_W = \overbrace{K}^{konstant} \cdot \overbrace{c^{2}(\ce {H2O}) }^{konstant} =c( \ce{H3O+}) \cdot c( \ce{OH-}) $$Ionenprodukt des Wassers
Das Produkt \( K_W = c( \ce{H3O+}) \cdot c( \ce{OH-}) \) bezeichnet man als Ionenprodukt des Wassers. Der Wert von \( K_W \) ist abhängig von der Temperatur. Bei 25\( ^{\circ} C\) hat das Ionenprodukt einen Wert von \( K_W = 1,00 \cdot 10^{14} \frac{mol^2}{L^2} \)
Im reinen Wasser bei 25\( ^{\circ} C\) betragen die Ionenkonzentrationen
$$c(\ce{H3O+}) = c(\ce{OH-}) = 10^{-7} \frac{mol}{L} $$Wässrige Lösungen von Säuren und Basen
Auch in verdünnten wässrigen Lösungen gilt noch die Beziehung für das Ionenprodukt
$$K_W = c( \ce{H3O+}) \cdot c( \ce{OH-}) = 10^{-14} \frac{mol^2}{L^2} $$-
Säuren reagieren mit Wasser unter Bildung von Oxoniumionen
$$ \ce{HA} + \ce{H2O} \ce{<=>} \ce{H3O+} + \ce{A-} $$Nimmt \( c(\ce{H3O+}) \) durch Zugabe einer Säure zu, so wird \( c(\ce{OH-}) \) kleiner bis das Produkt \( c(\ce{H3O+}) \cdot c(\ce{OH-}) \) wieder einen Wert von \( 10^{-14} \frac{mol^2}{L^2} \) erreicht (bei 25\( ^{\circ} C\)) Jetzt ist \( c(\ce{H3O+}) \) gröβer als \( 10^{-7} \frac{mol}{L} \) und \( c(\ce{OH-}) \) kleiner als \( 10^{-7} \frac{mol}{L} \)
-
Basen reagieren mit Wasser unter Bildung von Hydroxidionen
$$ \ce{B-} + \ce{H2O} \ce{<=>} \ce{HB} + \ce{OH-} $$Nimmt \( c(\ce{OH-}) \) durch Zugabe einer Base zu, so wird \( c(\ce{H3O+}) \) kleiner bis das Produkt \( c(\ce{H3O+}) \cdot c(\ce{OH-}) \) wieder einen Wert von \( 10^{-14} \frac{mol^2}{L^2} \) erreicht (bei 25\( ^{\circ} C\)) Jetzt ist \( c(\ce{OH-}) \) gröβer als \( 10^{-7} \frac{mol}{L} \) und \( c(\ce{H3O+}) \) kleiner als \( 10^{-7} \frac{mol}{L} \)
Jede wässrige Lösung enthält sowohl Oxoniumionen als auch Hydroxidionen, nur in wechselnden Verhältnissen.
-
neutrale Lösung: \( c(\ce{H3O+}) = c(\ce{OH-}) \)
-
saure Lösung: \( c(\ce{H3O+}) > c(\ce{OH-}) \)
-
alkalische Lösung: \( c(\ce{H3O+}) < c(\ce{OH-}) \)
In jedem Fall gilt:
$$c( \ce{H3O+}) \cdot c( \ce{OH-}) = 10^{-14} \frac{mol^2}{L^2}$$p\( \ce{H} \) - Wert
Definition
Der p\( \ce{H} \)-Wert ist ein Maβ für die Stoffmengenkonzentration an Oxoniumionen in einer wässrigen Lösung.
$$ p \ce{H} =-\log \left[ c( \ce{H3O+}) \right] $$oder
$$ c( \ce{H3O+}) = 10^{-p \ce{H}}$$p\( \ce{OH} \) - Wert
Bemerkung
In alkalischen Lösungen wird oft der p\( \ce{OH} \)-Wert benutzt:
$$ p \ce{OH} =-\log \left[ c( \ce{OH-}) \right] $$ $$ c( \ce{OH-}) = 10^{-p \ce{OH}}$$Zusammenhang zwischen p\( \ce{H} \) und p\( \ce{OH} \)
Der Zusammenhang zwischen p\( \ce{H} \) und p\( \ce{OH} \) kann aus dem Ionenprodukt des Wassers hergeleitet werden:
$$ p \ce{H} + p \ce{OH} = p K_W $$Bei 25\( ^{\circ} C\):
$$p K_W = - \log(K_W) = - \log(10^{-14}) = 14 $$ $$ p \ce{H} + p \ce{OH} = 14 $$Starke Säure
Starke Säuren sind in wässriger Lösung (fast) vollständig dissoziiert.
$$ \ce{HA + H2O} \rightarrow \ce{H3O+_{(aq)} + A-_{(aq)} } $$
Für einprotonige Säuren:
\(c(\ce{H3O+}) \simeq c_0(\ce{HA})\) und \(c(\ce{HA}) \simeq 0\)
Schwache Säure
Schwache Säuren sind in wässriger Lösung nur unvollständig dissoziiert. Die Dissoziation ist eine Gleichgewichtsreaktion.
$$ \ce{HA + H2O -> H3O+_{(aq)} + A-_{(aq)} } $$
Für einprotonige Säuren:
\(c(\ce{HA}) \simeq c_0(\ce{HA})\) und \(c(\ce{H3O+}) << c_0(\ce{HA})\)
(Sehr) starke einprotonige Säure
$$pK_{S} < 0 $$
Das Gleichgewicht liegt stark auf der rechten Seite: die Protolyse
verläuft (fast) vollständig. \( c(\ce{H3O+}) \simeq c_0(\ce{HA}) \).
Daraus folgt
p\( \ce{H} \)-Wert einer Lösung einer starken Säure
$$pH=-\log \left[ c_0(\ce{HA}) \right] $$(Sehr) starke einprotonige Base
$$pK_{B} < 0 $$ $$ \ce{B + H2O -> HB+ + OH-}$$
Das Gleichgewicht liegt stark auf der rechten Seite: die Protolyse
verläuft (fast) vollständig. \( c(\ce{OH-}) \simeq c_0(B) \).
Daraus folgt
Mit p\( \ce{H}\) = 14 - p\( \ce{OH}\)
$$ p \ce{H} = 14 + \log[c_0(\ce{B})] $$Schwache einprotonige Säure
$$ (pK_S > 0) $$ $$ \ce{HA + H2O <=> H3O+ + A- } $$Die Dissoziation ist eine Gleichgewichtsreaktion:
$$K_S = \frac{c(\ce{H3O+}) \cdot c(\ce{A-})}{c(\ce{HA})} \ (1)$$Hypothesen
-
Das Gleichgewicht ist stark nach links verschoben; Die Konzentrationsänderung der Säure durch die Protolyse ist vernachlässigbar klein.
$$ c(\ce{HA}) \simeq c_0(\ce{HA}) \ (2)$$ -
Die Oxonium-Ionen aus der Autoprotolyse des Wassers können vernachlässigt werden
$$ c(\ce{A-}) \simeq c(\ce{H3O+}) \ (3)$$
\( (2),\ (3) \rightarrow (1) \)
$$ K_S = \frac{c(\ce{H3O+}) \cdot \overbrace{c(\ce{A-}) }^{\simeq c(\ce{H3O+}) } }{\underbrace{c(\ce{HA})}_{\simeq c_0(\ce{HA})} } $$ $$\Leftrightarrow K_S \simeq \frac{c^2(\ce{H3O+})}{c_0(\ce{HA})} $$ $$\Leftrightarrow c(\ce{H3O+}) = \sqrt{K_S \cdot c_0(\ce{HA})} $$ $$\Leftrightarrow p \ce{H} = -\log{\left\{ [K_S \cdot c_0(\ce{HA})]^{\frac{1}{2}} \right\} }$$ $$\Leftrightarrow p \ce{H} = -\frac{1}{2} \log{ [K_S \cdot c_0(\ce{HA})] } $$ $$\Leftrightarrow p \ce{H} = -\frac{1}{2} \log(K_S) - \frac{1}{2} \log[c_0(\ce{HA})] $$ $$\Leftrightarrow p \ce{H} =\frac{1}{2} \left\{ pK_{S}-\log \left[ c_0\left( \ce{HA} \right) \right] \right\} $$p\( \ce{H} \) - Wert einer Lösung einer schwachen Säure
$$ p \ce{H} = \frac{1}{2} [pK_S - \log{(c_0 (\ce{HA}))}] $$Schwache einprotonige Base
Nach gleichen überlegungen wie bei der vorherigen Herleitung:
$$ p \ce{OH} = \frac {1}{2} \left[ pK_B - \log(c_0(B)) \right] $$oder:
$$ p \ce{H} = 14 - \frac {1}{2} \left[ pK_B - \log(c_0(B)) \right] $$Säure und Base Reaktionen in wässrigen Salzlösungen
-
Teilchen, die fast keinen oder wenigen Einfluss auf den Charakter einer Lösung haben sind zum Beispiel:
-
die Kationen von Alkalimetallen und Erdalkalimetallen:
$ \ce{Na+}$; $\ce{K+}$; $\ce{Ca^2+}$;... -
die Anionen von starken und einprotonigen Säuren:
$ \ce{Cl-}$; $\ce{Br-}$; $\ce{I-}$; $\ce{NO3-}$; $\ce{ClO4-}$; $\ce{SO4-}$
-
-
Der Charaker der Lösung wird durch das Teilchen mit dem kleineren $pK$-Wert bestimmt.
-
Bei Ampholyten bestimmt die Funktion mit dem niedrigen $pK$-Wert den Charaker des Teilchens.
Pufferlösungen
Pufferlösungen sind Lösungen deren $p \ce{H}$-Wert sich bei Zugabe einer
Säure oder Base nur sehr wenig verändert.
Pufferlösungen enthalten sowohl eine schwache Säure als auch eine
schwache Base. Häufig verwendet man korrespondierende Säure-Base-Paare
$\ce{HA}$/$\ce{A-}$.
Die schwache Säure im Gemisch dient zum Abfangen von Hydroxidionen, die
schwache Base dient zum Abfangen von Oxoniumionen.
Werden der Pufferlösung Oxoniumionen oder Hydroxidionen zugegeben, so
sammeln sich diese nicht in der Lösung an (was einer starke Veränderung
des pH-Werts bewirken würde), sondern sie werden durch Gleichge-
wichtsverschiebung der Protolysereaktion der schwachen Säure/Base zum
größten Teil aufgebraucht.
Henderson-Hasselbalch-Gleichung
Protolysereaktion der schwachen Säure $\ce{HA}$ mit Wasser:
$$ \ce{HA + H2O <=> A- + H3O+} $$Die Säurekonstante der schwachen Säure beträgt:
$$ K_S = \frac{c(\ce{H3O+}) \cdot c(\ce{A-})}{c(\ce{HA})} $$Daraus folgt:
$$ c(\ce{H3O+}) = K_s \cdot \frac{c(\ce{HA})}{c(\ce{A-})} $$ $$ \Leftrightarrow -\log(c(\ce{H3O+})) = -log \left( K_s \cdot \frac{c(\ce{HA})}{c(\ce{A-})} \right)$$ $$ \Leftrightarrow p\ce{H} = - \log \left(K_S \right) \cdot - log \left( \frac{c(\ce{HA})}{c(\ce{A-})} \right)$$ $$ = pK_S - log \left( \frac{c(\ce{HA})}{c(\ce{A-})} \right) $$ $$ = pK_S + log \left( \frac{c(\ce{A-})}{c(\ce{HA})} \right) $$$p\ce{H} < p \ce{K_S}$ |
$c(\ce{HA}) > c(\ce{A-})$ |
In der Lösung liegt überwiegend die korrespondierende Säure $\ce{HA}$ vor. |
$p\ce{H} = p \ce{K_S}$ |
$c(\ce{HA}) = c(\ce{A-})$ |
Der Stoff liegt jeweils zur Hälfte in Form der Säure und der korrespondierenden Base vor. |
$p\ce{H} > p \ce{K_S}$ |
$c(\ce{HA}) < c(\ce{A-})$ |
In der Lösung liegt überwiegend die korrespondierende Base $\ce{A-}$ vor. |
Henderson-Hasselbalch-Gleichung mit Soffmengen
$$ p\ce{H} = pK_S + log \left( \frac{c(\ce{A-})}{c(\ce{HA})} \right) $$mit $c=\frac{n}{V_{Lösung}}$
$$= pK_S + log \left( \frac{\frac{n(\ce{A-})}{V_{Lösung}}}{\frac{n(\ce{HA})}{V_{Lösung}}} \right) $$ $$= pK_S + log \left( \frac{n(\ce{A-})}{n(\ce{HA})} \right) $$Säure-Base-Titration
Wortschatz
-
Titration oder auch Maβanalyse
Verfahren zum Ermitteln der Konzentration einer Lösung unbekannter Konzentration. -
Probelösung
Lösung deren Konzentration man ermitteln möchte. -
Maβlösung
Lösung bekannter Konzentration. -
Äquivalenzpunkt
m Äquivalenzpunkt haben die Säure und die Base im stöchiometrischen Verhältnis miteinander reagiert. Das Reaktionsgemisch muss am Äquivalenzpunkt nicht zwingend neutral sein. -
Berechnungen
Aus dem Volumen an Maβlösung am Äquivalenzpunkt kann die Anfangskonzentration der Probelösung berechnet werden. -
Titrationskurve
Grafische Darstellung des pH-Werts in Abhängigkeit vom zugegebenen Volumen an Maβlösungen -
Neutralpunkt
Am Neutralpunkt ist das Reaktionsgemisch neutral; der pH-Wert beträgt 7.
Äquivalenzpunkt
Der Wendepunkt der Titrationskurve gibt den Äquivalenzpunkt der
Titration an. Am Wendepunkt ändert der Graph sein Krümmungsverhalten,
geht also zum Beispiel von einer Rechts-in eine Links-kurve über.
Der Wendepunkt liegt in der Mitte des $p\ce{H}$-Sprungs. Er kann über
die 3-Geraden-Methode oder über die Tangentenmethode grafisch ermittelt
werden. Je nach Art der Probelösung oder Maβlösung kann die Lösung
am Äquivalenzpunkt sauer, neutral oder alkalisch sein.
Halbäquivalenzpunkt
Bei der Titration einer schwachen Säure mit einer starken Base kann am
Halbäquivalenzpunkt der $pK_S$-Wert der Säure ermittelt werden:
Am Halbäquivalenzpunkt haben genau die Hälfte aller Säuremoleküle, die
zu Anfang in der Lösung waren, reagiert. Bei dieser Reaktion wurden sie
in die korrespondierende Base umgewandelt.
weil: $p\ce{H} = pK_S + \underbrace{\log \left( \frac{c(\ce{HA})}{c(\ce{A-})} \right)}_{\rightarrow 0}$
$$ p\ce{H} = pK_S $$Am Halbäquivalenzpunkt folgt also:
$$ p\ce{H} = pK_S $$ $$ c(\ce{HA}) = c(\ce{A-}) $$Schlussfolgerung
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Bei der Titration einer schwachen Säure mit einer starken Base ist der $p\ce{H}$-Wert am Halbäquivalenzpunkt gleich dem $pK_S$ der Säure.
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Bei der Titration einer schwachen Base mit einer starken Säure ist der $p\ce{H}$-Wert am Halbäquivalenzpunkt gleich dem $pK_S$ der korrespondierenden Säure.